Von der Utopie zum Widerstand: Menschenrechte in Deutschland anno 1525
Am 16.10.2025 fuhr das W-Seminar Geschichte „Utopie und Widerstand“ nach Memmingen, um die Ausstellung „Projekt Freiheit: Memmingen 1525“ zu besuchen. Nach einem Gang durch die historische Altstadt und über den gut besuchten Jahrmarkt erfuhren die Schülerinnen und Schüler im Bonhoefer-Haus, wie sich im Frühjahr 1525 die Bauern nördlich des Bodensees organisierten, um ihr Leben selbst zu bestimmen. In enger Anlehnung an die Bibel und das Gewohnheitsrecht formulierten sie in Memmingen ihre „Zwölf Artikel“, die als erste Menschenrechte in Deutschland gelten und die sie von ihren Landesherren mutig einforderten. Neben geistlichen Forderungen, wie dem Recht, den Pfarrer frei zu wählen, wurden auch politische und wirtschaftliche Grundüberzeugungen formuliert: Zum ersten Mal hielt man in Deutschland fest, dass alle Menschen das Recht haben, frei zu leben. Auch dass die Natur allen gehört, Arbeit fair bemessen und gut bezahlt werden muss und Steuern auch zur Unterstützung Armer verwendet werden sollen, gehörte zu den Überzeugungen der schwäbischen Bauernführer. Ihre selbstbewusste Botschaft verbreitete sich in Flugschriften innerhalb eines Vierteljahres über das ganze Deutsche Reich, bis ein Heer der Fürsten die Bauernhaufen bei Ulm im Juli 1525 aufrieb. 75.000 Bauern bezahlten den Griff nach der Freiheit mit ihrem Leben. Neben den Inhalten faszinierte die Ausstellung durch ihre vielfältige interaktive Präsentation, die mittels KI auch historische Figuren eines Chorgestühls zum Sprechen brachte.
Das W-Seminar bedankt sich beim Elternbeirat des Willi-Graf-Gymnasiums für die großzügige Unterstützung, die uns diesen eindrucksvollen Ausflug ermöglichte.
Hubert Loeser